Ausstellung „Industrieperspektiven“ von Luigi Ghirri in Bologna

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Die Auftragsarbeiten von Ghirri für Marazzi, Ferrari, Bulgari und Costa Crociere bis zum 24. November auf der Biennale Foto/Industria 2019 im Palazzo Bentivoglio 

Als einer der meistgefeierten italienischen Künstler des 20. Jahrhunderts hat Luigi Ghirri eine fotografische Bildsprache entwickelt, für die er Objekte aus seinem Alltag und seinem landschaftlichen Umfeld zu Werkzeugen seines Konzeptgedankens machte. Neben seiner freien künstlerischen Tätigkeit fertigte Ghirri auch bedeutende Auftragsarbeiten für Industrieunternehmen wie Ferrari, Marazzi, Bulgari und Costa Crociere an. Diese Werke werden nun auf der Biennale für Industrie- und Arbeitsfotografie Foto/Industria 2019 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Die von der Stiftung MAST veranstaltete Biennale präsentiert in diesem Jahr insgesamt elf Ausstellungen zum Thema Bauen, davon zehn an historischen Locations im Stadtzentrum von Bologna sowie die Ausstellung „Anthropocene“ im Ausstellungszentrum der MAST.

Von Stadt- bis hin zu Industrielandschaften will die diesjährige IV. Biennale für Industrie- und Arbeitsfotografie unter der künstlerischen Leitung von Francesco Zanot stichprobenartig das komplexe und dynamische System des Bauens erkunden, das seit jeher das menschliche Leben auf unserem Planeten prägt und heute all das umfasst, was der Mensch der natürlichen Umgebung im Namen der „Technosphäre“, die zugleich das Leitthema aller elf Ausstellungen ist, hinzugefügt hat.

Das Untergeschoss des Palazzo Bentivoglio mitten in Bologna liefert die stimmungsvollen Räumlichkeiten für die Ausstellung „Prospettive Industriali“ (dt. „Industrieperspektiven“). Zu sehen ist das fotografische Auftragswerk von Luigi Ghirri für Ferrari, Costa Crociere, Bulgari und Marazzi gemeinsam mit Dokumentationsmaterial wie Alben, Probeabzüge und Endversionen, die den gesamten Arbeitsprozess von Ghirri veranschaulichen und wertvolle Einblicke in das Schaffen eines historischen Hauptvertreters der Fotokunst geben.

In seiner Arbeit für Marazzi zwischen Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre entfernt sich Ghirri von der dokumentarischen Funktion der Fotografie und nimmt er aktiv an der Gestaltung einer Wirklichkeit teil, in der Spiel, Entfremdung und Umgang mit Farbe ein neues Seherlebnis erzeugen. Die Aufnahmen von Ghirri muten metaphysisch an und inszenieren die Fliese gegenüber den anderen Bildelementen als Hauptfigur.

Zu seiner Arbeit mit Marazzi schreibt Ghirri „die Keramik hat eine Geschichte, deren Ursprung sehr, sehr weit zurückliegt. Stets war sie als Objekt die Unterlage anderer Objekte: Möbel, Handlungen, Bilder, Schatten der Bewohner in den Räumen.  Bei der Anfertigung dieser Bilder versuchte ich, mit Hilfe von verschiedenfarbigen Flächen, durch die Überlagerung von Objekten und Bildern einen Raum zu rekonstruieren, der anstelle des physischen und messbaren Raums eines Zimmers die Idee des Gedankenraums eines bestimmten Augenblicks ist… Diese Arbeit ist, abgesehen von anderweitigen Bedeutungen, die Rekonstruktion von Räumen meiner Erinnerung.“

 

FOTO/INDUSTRIA 2019

IV. BIENNALE FÜR INDUSTRIE- UND ARBEITSFOTOGRAFIE

PROSPETTIVE INDUSTRIALI – LUIGI GHIRRI

Palazzo Bentivoglio

Untergeschoss

Via del Borgo San Pietro, 1 – Bologna

 

Bis zum 24. November 2019

www.fotoindustria.it

Eintritt frei