Hotels als Erlebniswelt

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Das Hospitality-Konzept entwickelt sich ständig weiter, sowohl was die Dienstleistungen als auch die Räumlichkeiten betrifft. Marco Giraldi, Director of Operation der NH Hotels Group Italy & USA, erzählt uns davon. Er experimentiert mit einer Reihe von alternativen Hotelleriekonzepten und schlägt Ad-hoc-Lösungen für die Gastronomie vor. Auch die städtische Gemeinschaft soll einbezogen werden.

Die Hotels öffnen sich der Stadt und wollen nicht nur für Reisende, sondern auch für die Gemeinschaft vor Ort interessant sein. Immer mehr Hotels setzen auf Restaurants mit Sterneköchen oder auf ein Gourmet-Angebot, das keineswegs mit der gewöhnlichen Küche vergleichbar ist, die wir normalerweise mit Hotelrestaurants assoziieren. Sowohl beim Interior Design als auch beim kulinarischen Angebot geht der Trend zu einem weniger standardisierten Image, das mehr mit dem Genius Loci verbunden ist. „Wir versuchen, die Räume wieder mit dem Geist des Ortes in Einklang zu bringen“, erklärt Marco Giraldi, Director of Operations der NH Hotels Group Italy & USA. „So verbindet zum Beispiel das NH Venezia Rio Novo die Tradition der ‚Cicchetti e vino' (Häppchen und Wein) mit der Vorstellung der Stadt, die das Filmfestival ausrichtet. Wir haben die Gemeinschaftsbereiche des Hotels mit Archivbildern gestaltet und ein maßgeschneidertes gastronomisches Angebot zusammengestellt. Gemeinsam mit der Universität Ca' Foscari haben wir einen Wettbewerb für Kurzfilme ausgeschrieben, die im Hotel gedreht wurden. In den Zeiten vor der Pandemie haben wir auch einige Tagungsräume für die Stadtbevölkerung zugänglich gemacht, in denen historische Filme gezeigt wurden. Es ist wichtig, die Gemeinschaft vor Ort in den Räumen des Hotels willkommen zu heißen und diese Räume in das Stadtgefüge zu integrieren“.

Es entstehen neue Synergien mit Köchen. „Wir unterhalten viele Kooperationen mit Sterneköchen wie u.a. mit David Muñoz des Restaurants DiverXo im NH Collection Madrid Eurobuilding und mit Natale Giunta des Oro Bistrots im NH Collection Roma Fori Imperiali. Wir streben nach Qualitätsangeboten und Restaurantkonzepten, die eigens für das Hotel als Teil eines Full Services ausgearbeitet werden: vom Gourmet-Restaurant, über die Bar bis hin zur Ecke für Konditoreiprodukte oder Healthy Food. Das gastronomische Angebot wird zu einem starken Anziehungsfaktor. Das ist es, was wir mit der nhow-Stadthotelkette anstreben: Pop-up-Restaurants für außergewöhnliche Erlebnisse, ob in einem Berliner Aufnahmestudio oder in einem Hamburger Bunker“. Unkonventionelle Orte, wo das Interior Design und die Auswahl der Materialien und Oberflächen eine vorrangige Rolle spielen.

Das Konzept des Hotels als Mikrokosmos von Aktivitäten und Dienstleistungen ist in Italien neu, im Ausland aber bereits gut etabliert. Bei diesem neuen Hotelkonzept spielt die Forschung eine maßgebliche Rolle: „Im NH Milano Touring haben wir europaweit zum ersten Mal das Konzept Lobby Alive erprobt: ein zur Stadt hin offener Lebensraum, in dem man einen Kaffee trinken, spielen und arbeiten kann. Mit offenem Kamin und bequemen Sofas zum Entspannen, einer feinen Cocktailbar mit ausgefallenem Angebot, einem Bereich mit Billardtisch zum Spielen, der als Veranstaltungsraum umfunktioniert werden kann, und mit einem geselligen Bistro. Die Rezeption für das Check-in steht nicht mehr im Weg, sondern ist ein Element im Hintergrund. Darüber hinaus haben wir Zimmer und Versammlungsräume als temporäre Büros – so genannte ‚Smart Spaces' zur eintägigen Nutzung – oder als Fitness-Räume eingerichtet. Wir erproben die Implementierung der Hausautomation in speziellen Mood Rooms, die das Klima und das Licht an die Stimmung des Gastes anpassen. Und wir entwickeln neue Apps zum Ein- und Auschecken, aber auch als Verzeichnis für Hoteldienstleistungen, über das Informationen gesammelt und Reservierungen vorgenommen werden können. Die Hotellerie entwickelt sich ständig weiter“.