Von der Einrichtung bis zur Architektur bieten Großformate Planern Freiraum für Kreativität und laden zur Erschließung neuer Einsatzbereiche ein. Drei Anwendungen im Vergleich: die Tische von Enzo Bauso, die Dekore von Antonio Citterio und Patricia Viel und die Fassaden von Asti Architetti.
Großformatige Platten aus Feinsteinzeug nur als Wandverkleidung oder Bodenbelag ist vielleicht etwas zu eng gesehen. Denn die Einsatzbereiche reichen von hinterlüfteten Fassaden bis hin zu vielseitigen und kreativen Anwendungen im Einrichtungsbereich. Modernste Drucktechniken ermöglichen es, Oberflächen wie weiße Leinwände zu konzipieren, auf denen Hell-Dunkel-Effekte und ungewöhnliche Muster erzeugt werden, die den Raum beleben. Drei Kommentare von Planern für drei innovative Interpretationen von Großformaten, von der kleinen bis zur großen Skala, von der Kunst bis zum Interior Design und zur Architektur.
Enzo Bauso ist ein Künstler aus Syrakus. Sein Ausdrucksmittel ist Metall, das er – um seine Worte zu zitieren – versucht, „zur Fusion mit anderen Materialien zu erziehen, um in diesen einen neuen Impuls zu wecken.“ So findet Bauso im Kontrast zwischen Materialien und Texturen seinen persönlichen Ausdruck. Für Accursio, dem bekannten Sternekoch in Modica (Ragusa), hat er Tische für den Außenbereich der Osteria Radici entworfen und eigenhändig gefertigt. „Mit der einzigen Auflage“ so der Künstler, „dass sie attraktiv und leicht sein sollten. Ich habe also gedacht, dass die Verkleidung einer Wand aus ihrer vertikalen Dimension eine andere wechseln könnte. Da ich Marble Look Saint Laurent der Kollektion Grande liebe, habe ich sie als Platten für die Tische eingesetzt und durch die Kombination mit Messing ein Design mit Rétro-Look geschaffen. Mir gefiel es, den mit Einrichtungsdesign verbundenen Seriencharakter zu überwinden und Unikate zu schaffen.“
Aus einem speziell für den FuoriSalone von Interni an der Universität Mailand (2017) entworfenen Projekt des Büros Antonio Citterio Patricia Viel – „Augmented Surface” – entstand die Sonderkollektion Grand Carpet, die das gestalterische Potenzial der Großformate veranschaulicht. Muster persischer Teppiche, vereint mit großen tribalen Motiven, erzeugen Licht- und Schatteneffekte, die die Oberfläche beleben. „Das Projekt“, so die Architekten „nutzt das Großformat der Platten für eine innovative Beziehung zwischen Oberfläche und Dekor. Der Zuschnitt des Großformats bei der Verwendung als Wandverkleidung in einem Projekt wird somit zu einer Gelegenheit für das Redesign des Materials. Wir glauben, es wäre interessant, Grand Carpet in einer ganzheitlichen Gestaltung im Großformat, kombiniert mit einer bruchstückhaften Verlegung an der Wand des wie bei einer archäologischen Wiederverwendung ausgeschnittenen Materials zu sehen.“ Es handelt sich um eine Interpretation des Großformats aus einer ungewöhnlichen Perspektive, die sich sowohl für den Wohn- als auch für den Objektbereich eignet.
Im neuen Gebäude in Via Ceresio in Milano hat das Büro Asti Architetti die großformatigen Platten als Lösung für eine schwierige Baustellensituation eingesetzt: die Vorderseite des Gebäudes grenzte an eine in Betrieb stehen Anlage des Mailänder Stromdienstleisters Unareti an. Die Baustelle war also begrenzt zugänglich und erforderte ziemlich kurze Zeiten. „Der Einsatz der großformatigen Platten an der blinden Südwand“, so Paolo Asti, Gründer von Asti Architetti, „ermöglichte es uns, die Fassade innerhalb kürzester Zeit zu realisieren. Auch das Bausystem, ein Zwischending aus mechanischer Befestigung und Verklebung, bringt erhebliche Vorteile, da die Platten mit einer Dichtmasse an der Alu-Unterkonstruktion fixiert sind. Außerdem sorgt das Leistensystem dafür, dass sich die Platte nicht verzieht, sondern ihre Steifigkeit und Form beibehält. Aus ästhetischer Sicht lässt sich durch das nahezu fugenlose Erscheinungsbild und die abwechslungsreichen Texturen eine kreative Lösung für die Morphologie des Gebäudes umsetzen”.