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Kreative Fliesenbeläge in einer Sammlerwohnung
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Interview mit Giuliano Andrea Dell'Uva
Im Palazzo Bovara gestaltet der Architekt Giuliano Andrea Dell'Uva für die Ausstellung von Elle Decor Italia im Rahmen der Milano Design Week eine Rauminstallation zum Thema Licht und Materialsprache. Die Kollektion Rice von Crogiolo wurde aufgrund der nuancenreichen, unregelmäßigen Oberfläche gewählt, die an handgefertigte Fliesen erinnert. Crogiolo Memoria und Confetto hingegen aufgrund der matten Oberflächen, die ein sanftes Licht ausstrahlen. Die keramischen Produkte gestalten Szenarien in einem Mix von Stilzitaten aus den 70er und 80er Jahren.
Das Ausstellungsprojekt des neapolitanischen Architekten Giuliano Andrea Dell'Uva für Elle Decor Italia lässt den historischen Palazzo Bovara in Mailand in neuem Glanz erstrahlen. Es widmet sich dem Thema Licht und bedient sich hierzu einer ganzen Fülle von Kunstwerken, durchsichtigen Glasflächen sowie Lichtspiegelungen und -brechungen auf mannigfaltigen, knallbunten Oberflächen. Die Ausstellung zeigt die Wohnung eines Sammlers und Genießers, der sich gern mit Gästen und erlesenen Kostbarkeiten umgibt. Sie verschafft einen Einblick in die Welt eines Hedonisten und lässt die Farben und das Flair der 70er und 80er Jahre aufleben.
„Wir haben eine Wohnung nachgebildet, die unseren Umgang mit Materialoberflächen veranschaulicht. Unser Büro gestaltet Objekte für den Wohnungs- und Hotelbau, zumeist im Mittelmeerraum, und sucht hierbei die Affinität mit der Handwerklichkeit und der Unvollkommenheit, die fest zur neapolitanischen Kultur gehören“, erklärt Dell'Uva.
Die Kollektionen von Marazzi kommen in drei Räumen der Ausstellung zum Einsatz, wo sie ihr ganzes Potenzial aufzeigen: faszinierende Wechselwirkungen mit dem Licht, materialbetonte Optik, taktile Oberflächentexturen und handwerkliche Anmutung vor dem Hintergrund einer industriellen Fertigung, die auf präzise und nachhaltige Prozesse ausgerichtet ist.
Im Schlafzimmer mit Privatbad wurde für den Bodenbelag die Kollektion Crogiolo Rice in den Farben Weiß und Blau gewählt und für die Wände Rice Pleat 3D, ebenfalls in Bianco und Blu mit einem unregelmäßigen Relief in Handmade-Optik. „Bei unserem gestalterischen Ansatz betrachten wir Keramik niemals als reinen Flächenbelag, sondern vielmehr in ihrer taktilen Dimension und sensorischen Wirkung. Eine Wand ist keineswegs etwas Zweidimensionales, sondern ein Bestandteil der Architektur. So wie dieses Bad, wo der Keramikblock die Raumbildung bestimmt. Hier haben wir das Unvollkommene gesucht und es in der Schattierung und feinen Rillung der Oberfläche gefunden. Diese Fliesen haben eine handwerkliche Ausstrahlung, wie wir sie bisher noch nie bei industriell gefertigten Keramikerzeugnissen gefunden haben.“
Für den Discoraum wählte das Büro Dell'Uva die Kollektion Memoria von Crogiolo in Schwarz und im Format 15x15 cm. Die Kollektion diente auch für den Tisch, hier mit der Struktur Stamp 3D, das sich durch eine besondere Flachreliefoptik auszeichnet. „In der Diskothek wollten wir ein Ambiente im Stil der 70er und 80er Jahre nachbilden. Die Struktur Stamp 3D erinnert an die damaligen Kunststoffoberflächen aus Gummi. Für den Bodenbelag haben wir ein mattes Finish gewählt, um das dunkle Ambiente im Kontrast zu den knalligen Einrichtungsfarben zu betonen.“ Den Durchgang zur Diskothek gestaltet die Kollektion Confetto von Crogiolo in der Flachreliefversion Savoiardo. „Die in die Wand versenkte Fliese lädt geradezu ein, angefasst zu werden. Ihre matte Oberfläche reflektiert das Licht nicht, sondern sie schluckt es, was ein interessantes Farbenspiel erzeugt.“
Im „Color Experience“ betitelten Raum mit einer Installation vom Lichtdesignbüro Metis finden wir die Fliesen der Kollektion Memoria von Crogiolo (15x15 cm). Diesmal in Weiß mit schwarzen Fugen, die an das grafische Raster der Installationen von Superstudio anknüpfen. „Diese Lösung ermöglicht uns, die 70er Jahre aufleben zu lassen und die kräftigen Farben der Einrichtung zu betonen, wenn sich die Lichtspektren der Installation ändern.“
Bei diesem Projekt zeigt der Architekt Dell'Uva ein erstaunliches Feingefühl für das gestalterische Potenzial keramischer Fliesen, indem er geschickt mit der Farbe, der Textur und dem Wechselspiel von matten und glänzenden Oberflächen arbeitet. „Keramik gehört zu unserer DNA und ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts fester Bestandteil der neapolitanischen Tradition. Sie ist nicht nur das Material ‚praktischer‘ Flächenbeläge, sondern gilt bei uns als hochwertige Verkleidung. In der Hotelbranche wird der Manufakturcharakter überdies besonders geschätzt. Doch die strengen Normenvorschriften schränken den Einsatz bestimmter Materialien ein. Daher ermöglichen uns Industrieerzeugnisse in Handmade-Optik weiterhin die Gestaltung unperfekter, nuancenreicher Oberflächen. Keramik kann auch als Strukturelement dienen und im Außenbereich eingesetzt werden, wie uns Gio Ponti lehrt.“

























