Torre Arcobaleno

Für alle, die die Fußballweltmeisterschaft von 1990 in Italien erlebt haben, ist es eines der Ereignisse, die sich unvergänglich eingeprägt haben. Ein ganzes Land in Festtagsstimmung empfing damals die bunte Mischung der aus allen 5 Kontinenten heranströmenden Fans und nutzte die Gelegenheit, um der Welt die Eleganz des „Made in Italy” und seine aus diesem Anlass auf Hochglanz gebrachten Städte zu präsentieren. Vom fröhlichen Klima der Veranstaltung und ihren „magischen Nächten“ sind auch heute noch äußerst lebendige Spuren ganz in der Nähe des Mailänder Zentrums zu finden, wie den „Regenbogenturm”, ein in den sechziger Jahren auf dem Gelände des Bahnhofs Porta Garibaldi gebauter Wasserturm, der kurz vor der Weltmeisterschaft in Rekordzeit saniert und zu einem originellen städtischen Wahrzeichen wurde. Das 35 m hohe Betongebäude mit hyperbolischer Form war bereits stark verfallen und musste einer umfassenden Sanierung unterzogen werden. Die Außenflächen erhielten anschließend eine Ummantelung aus Modulen der Serie SistemC von Marazzi in verschiedenen Formaten (von 10x10 bis 20x20 cm) und 14 unterschiedlichen Farben. Das geometrische Muster und das harmonische Farbspiel des Wandbelags verwandelten einen kargen Funktionsbau in ein unverwechselbares architektonisches Wahrzeichen, das die „Leere” der Gleisanlagen überragt und den Dialog mit anderen hohen Elementen der Mailänder Skyline aufnimmt: dem aus dem 19. Jh. stammenden Famedio des Cimitero Monumentale, den beiden von Laura Lazzari für die italienische Bahngesellschaft gebauten Bürotürmen und dem um das berühmte Pirelli-Hochhaus von Gio Ponti entstandenen Büroviertel. Diese beständige Spannung zwischen Neuerung und Tradition ist typisch für Mailand und spiegelt sich perfekt in der Entscheidung für Keramik wider, ein Material, das tief in der italienischen Tradition verwurzelt ist, in diesem Fall aber äußerst wirksam die Modernität und Dynamik einer Großstadt symbolisiert, in der Architektur und Kreativität schon immer eine bedeutende Rolle gespielt haben.